Mittwoch, 17. April 2024

KL-Studie zeigt: Mehr Aufklärung und bessere Nachsorge nach Schwangerschafts-erkrankungen notwendig

Eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) zeigt den dringenden Bedarf für eine verbesserte Betreuung und Aufklärung von Frauen nach hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen oder Gestationsdiabetes.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass mehr als zwei Drittel aller Frauen, die während ihrer Schwangerschaft an Präeklampsie oder Diabetes litten, keine ausreichende Information über die Langzeitrisiken dieser Schwangerschaftserkrankungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhielten. Diese Erkenntnisse betonen die Lücke in der Betreuung von Frauen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen.

Schwangerschaftserkrankungen wie hypertensive Schwangerschaftserkrankungen oder Gestationsdiabetes gehen mit einem stark erhöhten Risiko einher, Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie und Diabetes Mellitus II diagnostiziert zu bekommen. 

Die Befragung von 161 Frauen, die in diese Studie eingeschlossen wurden, ergab, dass mehr als zwei Drittel aller Frauen, die während ihrer Schwangerschaft an hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen oder Diabetes litten, nachfolgend keine ausreichende Information über die Risiken dieser Schwangerschaftserkrankungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhielten. Dies führt zu einer erheblichen Lücke in der Informationsversorgung von Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen. Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen die Notwendigkeit einer Optimierung der Beratungs- und Betreuungsleistungen durch das Gesundheitspersonal, um Frauen nach Schwangerschaftserkrankungen angemessen zu unterstützen. 

Dr.in Birgit Pfaller-Eiwegger, Oberärztin am Universitätsklinikum St. Pölten – Lehr und Forschungsstandort der KL Krems -und Forscherin an der KL Krems, unterstreicht die Ergebnisse: „Diese zeigen, dass weniger als ein Drittel aller Frauen mit Schwangerschaftserkrankungen angemessen beraten wurde“, führt die Leiterin der Studie an. „Zudem erhielt nur die Hälfte der Frauen mit Hochrisikoschwangerschaften Empfehlungen zur Anpassung ihres Lebensstils, obwohl dies das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken könnte. Dies führt auch dazu, dass nur 14 % der betroffenen Frauen eine Nachuntersuchung durchführten.“ Bei über 85 % der Frauen, die Schwangerschaftserkrankungen mit einem Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, fand langfristig kein Follow-Up statt. Selbst Termine bei Hausärztinnen oder -ärzten nahmen weniger als 40% der Frauen mit Hochrisikoschwangerschaften innerhalb der ersten Monate nach der Geburt wahr.

Die Studie empfiehlt eine verbesserte Ausbildung für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen, um sie für die langfristigen Folgerisiken von Schwangerschaftserkrankungen zu sensibilisieren. Die Integration strukturierter Beratungspläne in die Gesundheitspraxis könnte somit einen signifikanten Beitrag zur Prävention und Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen leisten. Im Rahmen der vom Land NÖ geförderten Forschungsimpulse der KL Krems startete Frau Dr.in Birgit Pfaller-Eiwegger im Jahr 2020 am Universitätsklinikum St. Pölten darüber hinaus mit dem Aufbau einer Ambulanz für Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen  nach Schwangerschaftserkrankungen (PreCareFem-Ambulanz). 

Diese Erkenntnisse verdeutlichen den Forschungsfokus der KL Krems, einen klaren Schwerpunkt auf interdisziplinäre Ansätze zu legen, die für die Gesundheitspolitik von großer Bedeutung sind. 

Originalpublikation: Knowledge and care regarding long-term cardiovascular risk after hypertensive disorders of pregnancy and gestational diabetes. B. Pfaller, C. Busvine, A. Rosenauer, A. Schenzel, C. Fournier, I. Aringer, A. Lösch, M. Wiesholzer, S. Schubert & B. Wichert-Schmitt. Wien Klin Wochenschr. https://kris.kl.ac.at/en/publications/knowledge-and-care-regarding-long-term-cardiovascular-risk-after-