Mittwoch, 13. September 2023

„Wohnmonitor Alter 2023“: Veränderungen durch multiple Krisen führen zu neuen Wohntrends

Wie leben ältere Menschen in Österreich und welche Ansprüche und Wünsche haben sie an ihr Wohnen? Das Kompetenzzentrum für Gerontologie und Gesundheitsforschung hat unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Franz Kolland eine repräsentative Befragung über Wohnbedürfnisse und zukünftige Wohnpräferenzen älterer Österreicher:innen (60+) durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der SeneCura Gruppe wurde der „Wohnmonitor Alter“ im Frühjahr 2023 wiederholt und Veränderungen durch die vorherrschenden multiplen Krisen untersucht.

Eine hohe Eigentumsquote ist ein Merkmal des Wohnens im Alter: 62 Prozent der Befragten leben in einem Eigentumshaus oder einer Eigentumswohnung. Das Wohnen im Alter ist dabei von sozialen Ungleichheiten geprägt, die durch die Krisen noch verstärkt werden. Während etwa rund ein Fünftel der Eigentümer:innen (28 %) Probleme mit dem Haushaltseinkommen im Winter 2023 angaben, fällt es mehr als der Hälfte der Mieter:innen (52%) nicht leicht, die laufenden Ausgaben zu tätigen. Die Notwendigkeit nach einer barrierefreien Wohnmöglichkeit ergibt sich unabhängig von der Wohnform, da eine altersgerechte Umgebung ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im höheren Alter begünstigen kann. Jedoch geben nur 20 Prozent an, eine solche barrierefreie Wohnform zu besitzen und sechs Prozent planen einen Umbau.

Seit 2018 ist die Zufriedenheit mit der Wohnsituation bei den älteren Menschen – vor allem in Großstädten und bei Alleinlebenden – gesunken. Gaben 2018 noch 55 Prozent der Befragten an, sehr zufrieden mit ihrer Wohnsituation zu sein, sind es 2023 nur noch 49 Prozent. Eine mögliche Ursache hierfür könnten die Herausforderungen der COVID-19 Pandemie darstellen. Allerdings geht eine niedrigere Wohnzufriedenheit nicht mit einer höheren Umzugsbereitschaft einher. Im Gegenteil die subjektive Wahrscheinlichkeit eines Umzuges im Alter ist sogar gesunken von 50 Prozent der Befragten, die im Jahr 2018 einen Umzug für nicht wahrscheinlich hielten, auf 62 Prozent im Jahr 2023. Die Inflation und die steigenden Wohnkosten machen einen Umzug im Alter wenig attraktiv.

Für die zukünftige Wohnsituation haben die Befragten klare Wünsche und Präferenzen. Die meisten wollen in ihrem derzeitigen zuhause bleiben, was in der gerontologischen Forschung immer wieder festgestellt wird und als „Aging in Place“ bezeichnet wird. Dementsprechend wünscht sich im Bedarfsfall die überwiegende Mehrheit der Befragten (82 %) eine Unterstützung durch einen mobilen Pflegedienst. Fast die Hälfte der älteren Österreicher:innen (49 %) hätte auch Interesse an einer 24-Stunden-Betreuung. Ein spürbarer Wandel zeigt sich bei den Alltagstechnologien. So besitzt mittlerweile jede:r Neunte der über 60-Jährigen eine Smartwatch, Sprachassistenz oder einen Staubsaugroboter. Im Vergleich zu 2018 stellt dies eine Versechsfachung dar. Es lässt sich also eine digitale Öffnung des privaten Wohnens im Alter erkennen.

Das Interesse an anderen Wohnoptionen ist dagegen eher gering. Das stärkste Interesse besteht am betreuten Wohnen mit 39 Prozent, während Mehrgenerationenhäuser und Alters-WGs eher ein Nischen-Angebot darstellen. Am stärksten wird jedoch eine Ko-Residenz mit den Angehörigen abgelehnt, wobei nur sechs Prozent sich ein Zusammenleben mit ihren Angehörigen wünschen. Das Pflegeheim wird dagegen weniger als Wohnoption für das Alter wahrgenommen und eher als Pflegeform, in die man einzieht, sobald der entsprechende Pflegebedarf gegeben ist. So geben 55 Prozent der Befragten an, dass sie, wenn es sein muss, in ein Pflegeheim ziehen würden.

Die Studienautor:innen Univ. Prof. Dr. Franz Kolland, Rebekka Rohner BA MA und Viktoria Greber BA arbeiten derzeit an der Veröffentlichung der Ergebnisse. Das Buch „Wohnmonitor Alter 2023“ ist im Sommer 2024 zu erwarten.

Univ.-Prof. Dr. Franz Kolland

Univ.-Prof. Dr. Franz Kolland

Leitung
Kompetenzzentrum Gerontologie und Gesundheitsforschung

Rebekka Rohner BA MA

Rebekka Rohner BA MA

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (PreDoc)
Kompetenzzentrum Gerontologie und Gesundheitsforschung